Nachdem wir das Dorf der Maoris heil und gesund verlassen hatten, 😀 dachten wir uns, dass wir es nun mit dem Teufel persönlich aufnehmen könnten. Und wenn, dann könnten wir ihn gleich besuchen fahren.
Was wir am nächsten Tag dann auch machten: nach dem Checkout im Hostel warfen wir unsere Siebensachen ins Auto und scherten uns buchstäblich zum Teufel. 🙂
Dieser lebt im Örtchen Wai-O-Tapu, was als „Heilige Wässer“ übersetzt werden kann. Bereits bei der Anreise sieht man, dass das Örtchen nicht ganz geheuer ist: über den umliegenden Hügeln steigen überall Schwaden von Rauch und Dampf auf. Die Luft riecht nach Schwefel. Letztendlich erreichten wir das „Thermal Wonderland“. Die Zeit war schon etwas spät am Tage (wir wurden in Rotorua beim leckeren Frühstück und bei der Souvenirsuche etwas aufgehalten), deswegen strömten Menschenmassen in Richtung des Geothermalparks: zu den Geysiren, heißen Quellen und zu sonstigen Dingen.
Am Eingang hängt ein Poster mit der Beschreibung von drei Routen verschiedener Länge. 🙂 Wir haben natürlich beschlossen, alle abzulaufen! Das Wichtigste ist, sich gut mit Sonnencreme einzureiben und eine Kopfbedeckung zu tragen: in Neuseeland, wie auch in Australien ist die Sonne besonders bissig, man kann sehr leicht einen Sonnenbrand und sogar Hautkrebs bekommen. Wir merkten uns aus der Broschüre unseres Reisebüros die 4S-Regel: Slip, Slop, Slap, Slurp. Slip on a shirt, Slop on the 30+ sunscreen, Slap on a hat, Slurp on a drink. Und an dem Tag schien die Sonne besonders unbarmherzig!
Wir holten uns eine Karte und brachen auf. Hier ist übrigens der Plan unserer Wanderung.
http://images.waiotapu.co.nz/waiotapu-map.jpg
Über eine Brücke überquerten wir den Fluss Wai-O-Tapu.
Das Wasser darin ist heiß, was man beim Heranzoomen sieht. 🙂 Es gibt Orte, wo man baden kann, aber nicht im Park.
Eine Erinnerung an die Sicherheit.
Außerdem erfuhren wir, dass der Park gute 18 km² einnimmt und sich in der Maroa-Caldera (Trichter, der über einem ehemaligen Vulkan liegt) befindet. Diese Caldera entstand hier vor 160 Tausend Jahren und gehört zur vulkanischen Zone von Taupo. Mit diesem Wissen gewappnet gingen wir los.
„Das Wetterpool“. Dieser kleine See unter einem Fels, der seine Farbe nach Regenfällen ändert, ist jetzt grau – kann aber auch blau werden. Gleich daneben sprudelt eine heiße Quelle von unter der Erde, sie ist etwa 100°C heiß.
Kratern, 50 Meter im Durchmesser und 20 Meter tief. Sie entstanden dadurch, dass heiße unterirdische Quellen die Erde unterspült hatten.
Das ist es! Das „Heim des Teufels“! Leider ist niemand daheim – vermutlich ist er irgendwo unterwegs. :))
Man darf nur über spezielle Stege laufen, sonst ist es zu gefährlich.
Der nächste Punkt: der „Regenbogen-Krater“. Der heißt so, weil man an seinen Wänden gelbe Schwefelkristalle und Einschüsse anderer Mineralien sehen kann.
Unten blubbert eine Schlammquelle, die von einem öligen Film überzogen ist. Als wir in Neuseeland waren, war gerade Dürre, daher waren viele Quellen von Wai-O-Tapu ausgetrocknet.
Am „Regenbogenkrater“ habe ich einige Schwefelfumarolen fotografiert (vulkanische Öffnungen, durch die heiße Gase herausströmen).
Es entstehen wunderschöne Kristalle!
„Der Donnerkrater“ ist ganz jung – er ist 1968 entstanden.
Die umliegende Landschaft.
Mineralien, die durch die Quellen ausgewaschen werden, färben den Boden in verschiedene Farben. Salze von Eisenmonoxiden machen den Boden grün, Antimon – orange, Mangandioxid – lila, Silizium – weiß, Schwefel – gelb, Eisenoxid – rötlich-braun und Kohlenstoff macht ihn schwarz.
Und hier arbeitet der Teufel gewöhnlich, wenn er seine Verträge aufschreibt. Das hier sind die „Tintenfässer des Teufels“.
Wegen der Dürre waren auch sie leer.
Ab und zu blubberte es darin.
„Plumps!“ – sagte ein Tintenfass.
Weiter ging es über einen Mysteriösen Schattigen Weg unter hiesigen Myrtebäumen: der Kanuka und der Manuka.
Und plötzlich lagen wunderschöne bunte Weiten vor uns 🙂 Zunächst besichtigten wir die „Palette des Malers“. Die Farben sind quer über die Ebene verstreut.
Gleich daneben liegt der „Opal-Pool“. Jetzt ist seine Farbe ungewöhnlich gesättigt, vermutlich hat er zu anderen Zeiten eine andere Farbe.
Hier hat sich die Farbe plötzlich geändert, anscheinend durch die Lichtbrechung.
Von da aus eröffnet sich eine Sicht auf das hiesige Kraftwerk. Das ist vermutlich das einzige Mal in Neuseeland, wo man in nicht-städtischen Landschaften so etwas sieht. Das liegt daran, dass es ein Geothermalkraftwerk ist.
Dann überquerten wir die Terrase über einen Steg.
Ein Mitarbeiter des Parks macht eine Führung. Er hat Spezialkleidung und -Schuhe an, sonst geht das nicht.
Unglaublich reine und breite Naturfarben.
Rechts vom Steg befindet sich die größte Attraktion von Wai-O-Tapu, der „Champagner-Pool“. Das ist er, der da in der Ferne dampft.
Ich konnte mich nicht zurückhalten und fotografierte die vielen wunderschönen Details. Schließlich bin ich Tochter eines Geologen, da liegt die Liebe zu solchen Sachen wohl im Blut. 🙂
Und nun, wenn man aufs andere Ufer tritt, eröffnet sich diese Sicht auf den Champagner-Pool.
Diese Quelle ist 65 Meter im Durchmesser und 62 Meter tief.
Champagner heißt er übrigens wegen den Bläschen im Wasser. Obwohl das Wasser an sich 74 Grad heiß ist und allerlei Mineralien enthält: Gold, Silber, Arsen, Quecksilber – also nicht unbedingt zum Trinken geeignet. 🙂
Die Ablagen an den Rändern.
Plötzlich wurde der Dampf in unsere Richtung getrieben,
und wir haben natürlich sofort angefangen, konzeptuelle Fotos im Nebel zu machen.
Während der 700 Jahre, in denen der Pool existierte, ist dieser Rand entstanden.
Endlich rissen wir uns vom Champagner los und kletterten auf den Berg über noch einen Mysteriösen Weg, an merkwürdigen Kiefern vorbei, bei denen die Zweige unmittelbar aus dem nackten Stamm entwachsen sind!
Unterwegs sahen wir noch eine Sehenswürdigkeit von oben, die „Primel-Terrasse“. Wir haben sie schon links vom Steg gesehen, als wir zum Champagner liefen.
An sich nichts Besonderes. Doch wenn man sie vom Nahen sieht, erkennt man plötzlich Details!
Das ist Kieselsinter. Das Wasser, das aus dem Champagner-Pool herausfließt, enthält viel Silizium, der beim Verdampfen des Wassers solche Ablagerungen erzeugt. Diese speziellen Ablagerungen sind hier seit der Entstehung des Pools und somit 700 Jahre alt. Sie sind sehr zerbrechlich.
Der Blick auf die „Bratpfannen-Ebene“.
Die gleiche Ebene etwas näher. Da ging es dann auch hin.
Doch auf dem Weg dorthin sah ich ein Wunder. Genau diese Sicht habe ich noch immer vor meinen Augen. Das ist der Whangi-o-terangi See, übersetzt „Farbe des Himmels“. Dorthin führen keine Wege im Park, und ich weiß nicht, ob man es von woanders her erreichen könnte. Ich bin für immer verzaubert!
Weiter ging es am „Brautschleier“-Wasserfall vorbei. Hier fließt das Wasser von der „Primel-Terrasse“ ab, deswegen besteht der „Brautschleier“ ebenfalls aus den hauchdünnen Linien, die an einen Brautschleier aus Spitze erinnern.
Dann ging es an den „Alaunfelsen“ vorbei. Auch hier muss man über einen Steg laufen.
Die dunklen Streifen rechts sind Bäche, die in den See einlaufen und die eine dunklere Wasserfarbe haben.
Und noch ein paar Felsen. 🙂
„Die Bratpfanne“. Sie enthält eine Vielzahl von heißen Quellen und Fumarolen.
Das da ist der „Austern-Pool“. Er heißt, weil seine Quelle die Form einer Auster hat.
Der Rand der Auster.
Die Schwefelhöhle Nr. 1. Später gibt es noch eine.
Das sieht aus wie eine Berg- oder Weltraumlandschaft. Das sind aber keine Felsen, sondern der Boden eines kleinen Plateaus.
Und das ist dieses Plateau.
Nachdem wir es überquerten, stiegen wir zum Wasserfall hinab, der in den See Ngakoro herabfällt (Ngakoro heißt „Großvater“)..
Man beachte: das Wasser im Wasserfall ist trüb und weißlich, doch der See ist grün!
Die Felsen am Ufer des Sees.
Und noch ein paar Ansichten.
Wir verabschiedeten uns vom Großvater und gingen weiter durch eine Kanuka-Dickicht.
Auf dem Weg fotografierte ich noch einige orangefarbene Algen, die auf Büschen wachsen. Eigentlich sollten sie grün sein, doch diese Algen enthalten viele Karotinoide, deswegen haben sie diese Möhrenfarbe. 🙂
Der „Tal der grauen Hügel“. Die sehen aus wie Termitenbaue.
Eigentlich sind sie unter Wasser entstanden, doch in den 1950ern wurden sie trockengelegt, um in der Nähe eine Straße zu bauen.
Der Rückweg führte uns wieder an der „Primel-Terrasse“ und dem „Champagner-Pool“ vorbei. Dann waren wir dem Teufel endlich wieder auf der Fährte: beim „Inferno“-Krater.
Auf seinem Boden blubbert der Schlamm.
Der „Vogelnester“-Krater: in den Löchern in seinen Wänden legen die Vögel Eier, und die Wärme des Kraters hilft beim Ausbrüten. Wäre die Temperatur etwas höher gewesen, hätte er wohl „Spiegeleier-Krater“ geheißen.
Die zweite Schwefelhöhle.
Der Boden der Höhle.
Hier konnte man sogar herumlaufen – kein Wunder, dass so viele Fußspuren hier sind!
So, nun haben wir den ganzen Park abgeschritten und noch immer nicht den Teufel angetroffen! 🙁 Dafür entdeckten wir hier „Des Teufels Badewanne“ voller Schwefel und Eisensalze. 🙂
Die Farbe des Wassers wechselt je nach Bewölkung.
Man kann ihn sich sehr lange im Detail anschauen!
Das war der letzte Punkt auf der Karte, und wir verabschiedeten uns vor diesem wundervollen Ort (vielleicht war es ganz gut so, dass wir den Teufel nicht zu Hause angetroffen hatten) und fuhren weg. Man durfte zum Rendezvous mit den Glühwürmchen in der Höhle auf keinen Fall zu spät kommen!
Hier die Webseite des Geothermalparks: http://www.waiotapu.co.nz/
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