Die Erzählung über unsere NZ-Reise geht weiter. Mein Mann hat schon darüber berichtet, wie wir sein Geburtstag in Hobbiton verbrachten. Und nach Hobbiton sind wir am gleichen Tag weitergereist, und zwar nach Rotorua. Unser Terminkalender war sehr voll. 🙂 Wir checkten ins Hostel ein und gerade mal eine halbe Stunde später ging es weiter ins Maori-Dorf.
Was Hotels angeht, darüber werde ich einen extra Beitrag machen. Bislang kann ich sagen, dass wir mit voller Absicht sowohl Hotels, als auch Hostels (Doppelzimmer) und Farmstays gebucht haben. Und das war genau richtig. Bei unserer nomadenhaften Reise war das Übernachten in den Hostels überhaupt nicht anstrengend. Außer dass ein paar Haken mehr an den Wänden nicht verkehrt wären, um unsere Sachen aufzuhängen. Aber wir kamen irgendwie zurecht. 🙂
Und nun, wie kamen wir überhaupt darauf, zu den Maori zu fahren. Zunächst einmal sind wir beide keine großen Fans von rein touristischen Attraktionen, die ich normalerweise „Beduinendörfer“ nenne. Als meine Mutter und ich mal in Ägypten waren (und statt am Strand rumzuliegen die ganzen altertümlichen Sehenswürdigkeiten besuchten), habe ich mal zugestimmt, die Beduinen mit zu besuchen. Und habe eingesehen, dass das nichts für mich ist. Andererseits, als unser neuseeländisches Reisebüro es uns anbot, dachten wir „warum nicht, man muss doch wissen, was das ist“. 🙂 Damit wir unsere nächste Neuseelandreise nicht mit so etwas verplempern, he-he. 🙂
Unterwegs zum Dorf erfolgt alles nach einem eingefahrenen Schema und wird von Touristen auf Tripadvisor detailliert beschrieben. 🙂 In der Regel sind es mehrere Busse, und jeder Bus wählt sich einen „Häuptling“. In unserem Bus war eine Gruppe voller sehr aktiver (und angetrunkener) Schweizer, so dass der Häuptling von ihnen gewählt wurde. Nach der Ankunft betraten wir das Dorf durch das Tor.
Die Repräsentantin der Public Relations begrüßte uns auf dem Maori-Land und bat die „Häuptlinge“ der Reisebusse, vorzutreten.
Alle stellten sich in einen Kreis und knipsten draufhin los.
Es begann die powhiri-Zeremonie, d.h., der Erstkontakt mit der lokalen Bevölkerung und die Begrüßung. Ohne diese Zeremonie darf man das Dorf nicht betreten. Es nehmen drei Maori-Krieger daran teil. Der erste:
Dann der zweite.
Er schreckt die Leute ganz schön auf. 🙂 Bedroht sie mit den Waffen. Dieser Tanz ist eine Art Haka.
Das ist ein wichtiger Teil eines powhiri.
Der dritte Krieger.
Diesen Zweig legen die Krieger in die Kreismitte selbst, nach dem Haka-Tanz. Der Zweig steht für ein Friedensangebot. Beachten Sie den Gesichtsausdruck des linken Kriegers. Die Häuptlinge aus den Bussen haben etwas die Fassung verloren. Der erste musste zu den Maoris erst gezogen werden. 🙂
Der Ärmste. Hat den Zweig hochgehoben und steht ganz erschrocken da!
Gleich reiben sie sich gegenseitig mit den Nasen, d.h., sie machen einen Hongi und tauschen den Atem des Lebens, den Ha, aus. 🙂
Das müssen alle Touristenhäuptlinge so machen.
Der zweite Häuptling, ganz perplex.
Und der dritte.
Decken wir den Schleier der Nächstenliebe über das, was nun folgte! (с) Mark Twain :))
Und nun kann man das Dorf betreten! 🙂 Jetzt sind wir keine Gäste mehr, sondern „gehören dazu“.
Das Dorf ist, wie man sich denken kann, kein richtiges Dorf, sondern eine Art Maori-„Disneyland“. Dieses Touristenstädtchen haben im Jahre 1990 zwei Brüder namens Tamaki eröffnet und die Geschäfte laufen sehr gut. Rotorua ist sowieso eine Touristenstadt, hier sind ständig Massen von Leuten auf der Durchreise und fast alle kommen ins Maoridorf.
Mein Mann spielt hier mit dem „Fischaugen-Objektiv“ rum. 🙂
Im Wald wurden wir geschickt in mehrere kleine Grüppchen aufgeteilt und aufgegessen. Wer die Geschichte nicht weiß: die Maori waren früher wirklich Kannibale. Das waren Polynesier, die im 13. Jahrhundert nach Neuseeland kamen. Was den Kannibalismus angeht, so heißt es, dass die Hauptursache dafür war, dass es auf den Inseln sonst nicht viel zu Essen gab.
Die Anweiserin. 🙂
Zwei Maori-Mädchen zeigen uns, wie sich die Maori amüsieren: mit dem sog. Poi zu jonglieren, das sind Kugeln auf Fäden. Wie sich herausstellte, stammen diese ganzen Feuer-Poi von den Maori! Hier machen sie es natürlich ohne Feuer.
Noch etwas Interessantes: ein Maori-Spiel für die Koordination und Schnelligkeit.
Es geht darum, dass man im Kreis läuft und den Stock des Nachbarn auffängt. Wer sie fallen lässt, verläßt das Spiel.
Alle Gesichtstattoos sind Instant-Tattoos, doch die auf den Körpern und den Armen sind echt. Die Maori haben Tattoos gern.
Ein Geschicklichkeitstraining. Man muss schnell laufen und in die Lücken zwischen den Zweigen auftreten.
Irgendwie so.
Die Frauen erzählten uns, wie man aus hiesigen Blättern Matten und allerlei Dinge flechten kann.
Die Männer machten derweil allerlei Unsinn posierten für Fotos.
Ein Standard-Touristenhäuschen, nicht zum Wohnen geeignet. Mit Geschlechtsorganen. 🙂
Hier erzählte man uns etwas über die Maori-Tätowierungen, ta moko. Diese wurden mit kleinen Meißeln aus Vogelknochen aufgetragen und vernarbten sich gleichzeitig.
Man tätowierte damals sowohl die Körper als auch die Gesichter. Wobei dieser Kerl auch nur ein Instant-Tattoo im Gesicht hat.
Mein Mann lernte das Haka-Tanzen. 🙂
Der Tourist aus Asien war besonders fleißig beim Zungenherausstrecken. :))
Sieht aus wie Morgengymnastik. :))
Das war ganz spaßig. 🙂 Dieser Teil gefiel uns sogar mehr, als der Auftritt der Maori im großen Saal.
Doch zunächst zeigte man uns, wie man Hangi macht: das ist ein traditionelle Zubereitungsart für Essen. Man gräbt ein Loch in der Erde, dort legt man im Feuer erhitzte Steine, und es entsteht eine Art Miniofen. Dann schüttet man Wasser darauf, damit Dampf entsteht; auf die Steine werden Körbe mit Fleisch und süßen Kartoffeln gestellt, mit Stoff zugedeckt und mit Erde zugeschüttet. So wird das Essen etwa vier Stunden lang gegart. Hier kann man die Beschreibung des Prozesses nachlesen: http://www.genuinemaoricuisine.com/Folders/Hangi.html
Das ist unser Abendessen. Das wird gerade ausgebuddelt:
Hähnchen, Lammfleisch, süße Kartoffeln. Alles schmeckt etwas „rauchig“.
Doch vor dem Essen wurden wir noch etwas mit Auftritten „trätiert“. 🙂 Solche Dinge mag ich nicht sonderlich, deswegen beobachteten wir lieber die anderen Touristen. 🙂 Hier waren auch wieder die Bus-Häuptlinge an der Reihe.
Und wieder ein Haka in verschiedenen Variationen.
Die Mädchen waren ständig am Kichern.
Das ist noch so ein authentisches Spiel.
Dieser nette Herr hat ständig die Lippen abgeleckt, als er die Touristen in der ersten Reihe anblickte, wodurch diese völlig aus dem Häuschen waren. Wie wenig man doch braucht. 🙂
Wir setzten uns vorsichtshalber nahe am Ausgang, damit wir nach dem Auftritt als erste draußen sind. Blitzschnell sind wir da raus! Und nach dem Abendessen lud man uns wieder in Busse und es ging heim, denn nach uns war schon die nächste große Gruppe dran. Akkordbetrieb! 🙂
Das sind Touristenhäuschen für diejenigen, die hier übernachten möchten.
Im Großen und Ganzen war das eine interessante Erfahrung und ich habe mich mal wieder davon überzeugt, dass ich solche Events nicht allzu sehr mag. Doch wir waren ohnehin auf gute Laune eingestellt und haben eine Dosis Angenehmes erhalten. 🙂 Wer das also mag, kann ihre Seite besuchen. Wobei ich die Preise recht hoch finde. :)) http://www.maoriculture.co.nz/rotoruawelcome
Nächstes Mal werde ich mich lieber auf die neuseeländischen Museen stürzen und die Maori-Kultur kennenlernen, denn dieses Mal war dafür überhaupt keine Zeit.
Am nächsten Morgen begaben wir uns auf die Spuren von Kapitän Grant in den geothermalen Park Waiotapu. 🙂
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