Ich habe schon mal über die Kneipe berichtet, wo seinerzeit Bill Clinton nicht reinkam. 🙂 Aber, da man einem amerikanischen Präsidenten trotzdem nichts schlechtes raten würde, ist er einfach über die Brücke auf den linken Rheinufer richtung Heumarkt gelaufen und sich im Brauhaus „Zur Malzmühle“ niedergelassen, wo er einen rheinischen Sauerbraten und ein hiesiges Kölsch namens „Mühlen“ zu sich nahm. Über dieses Brauhaus möchte ich etwas mehr erzählen.
„Zur Malzmühle“ wurde zu Ehren der richtigen Malzmühle benannt, die sich seit dem 16. Jahrhundert am benachbarten Bach befand, der nun unterirdisch verläuft.
Die Brauerei „Malzmühle“ am Heumarkt wurde 1858 gegründet. Darin wurden gleich mehrere Biersorten gebraut, unter anderem „Malzbier“, das man auch heute noch probieren kann. Es ist sehr schwach (nur 2 Prozent Alkohol), hat eine dunkle Farbe und schmeckt süß und sehr spezifisch. Mein Favorit ist jedoch Mühlen Kölsch. Er hat einen ausgeprägt malzigen Geschmack und, wie man am Foto sehen kann, eine gesättigte goldene Farbe.
„Malzmühle“ ist eine der wenigen Brauereien, die ihre äußerst wichtige Tätigkeit gleich im Zentrum von Köln verrichten und nicht irgendwo außerhalb. Die Vorderseite des Gebäudes ist das Brauhaus, und hinten befindet sich die Brauerei selbst. Die Inhaber der Brauerei, die Familie Schwartz, besitzen sie nun schon in der vierten Generation. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude zerstört, und nur die imposante Fassade ist übrig geblieben.
Nach dem Krieg haben sich die Besitzer bemüht, die Interieurs im Geiste eines klassischen kölschen Brauhauses wieder zu errichten. Und zwar: blankgescheuerte Tische, einfache Stühle, bleiverglaste Fenster mit vielen Verstrebungen, was dazu führt, dass im Raum ein intimes Halbdunkel vorherrscht.
In die Kneipe kommt man durch eine atmosphärische Drehtür rein.
In der Malzmühle gibt es zwei große Säle. Die Wände sind mit Holz vertäfelt, wie es sich gehört.
Die Leuchten unter der Decke sorgen für eine gemütliche, fast schon beruhigende Atmosphäre.
An den Wänden hängen Panoramabilder von Köln, auf den Holztafeln ist Zinngeschirr ausgestellt. Wenn man sich ans Fenster setzt, kann man das ständige Gewusel von Menschen und Autos auf dem Heumarkt ansehen – wenn man’s mag. 🙂
Wenn man sich ins große Saal tiefer hineinbegibt, gibt es eine Holztreppe nach oben, wo man ebenfalls Platz nehmen kann. Außerdem gibt es im Erdgeschoss noch einen Raum, etwas kleiner.
Und natürlich gibt es in der Malzmühle auch wieder einen Beichtstuhl, wo man an der Kasse oft auch die Besitzer der Brauerei antreffen kann.
Das hier ist der zweite große Saal. Übrigens kamen wir einige Male nicht in die Malzmühle herein: weil es nur zwei Säle gibt, sind die Tische schnell ausgebucht und abends ist es rappelvoll. Das habe ich sonst in keiner Kneipe erlebt, dass man für zwei Personen keinen Platz mehr finden kann.
„Malzmühle“ ist ein beliebter Ort zum Verweilen mit und ohne Grund, und zwar nicht nur für Stadtbewohner und Touristen, sondern auch für Karnevalgesellschaften. Auch Konrad Adenauer war hier öfter gewesen – vom guten Bier verstand er etwas!
Nach unserer Tradition probierten wir hier Schweinshaxe und Blutwurst (Kölsche Küche ist nichts für Leute auf Diät). Alles schmeckte sehr lecker, obwohl es etwas stark gesalzen war. Allerdings ist es ein Trick, dessen sich viele Kneipen bedienen: damit die Gäste mehr Bier bestellen.
Im großen Ganzen lohnt es sich, der Malzmühle einen Besuch abzustatten, um die schönen Inneneinrichtung zu bestaunen und einen leckeren Kölsch zu trinken. Wenn man aber keinen Platz findet oder es nicht schafft, einen Tisch zu reservieren, macht es nicht: viele Kneipen und Restaurants servieren ebenfalls Mühlen Kölsch vom Faß. Und sonst kann man ein Fäßchen Mühlen gleich am Seiteneingang der Brauerei am Heumarkt käuflich erwerben. „Mühlen“ wird auch in Flaschen abgefüllt, aber für mein ästhetisches Empfinden schmeckt er in Flaschen ein bißchen anders.
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