Diese Burg hat auch eine Leidensgeschichte hinter sich, wie schon die Burg Windeck, von der ich schrieb. Obwohl man es auf den ersten Blick nicht sieht. Und überhaupt: sie steht zumindest noch!
Gebaut wurde Hessenstein zwischen 1328 bis 1342 vom hessischen Landgrafen Heinrich II., auch „der Eiserne“ genannt. Er baute die Burg für seine Statthalter. Da an der Stelle ein belebter Handelsweg zwischen Frankfurt und Hamburg verlief, musste er kontrolliert werden. Wie man dem Beinamen des Landgrafen sieht, ruhte er sich nicht in seiner Kasseler Residenz aus, sondern kämpfte ständig in irgendwelchen Schlachten. Sein wichtigster Gegner war das Mainzer Erzbistum. Mit diesem war Heinrich mal befriedet, mal wieder angefeindet gewesen.
Der Bau von Burg Hessenstein war dem Mainzer Erzbischof sofort ein Dorn im Auge, da sich die Burg auf dem Terrain des Klosters Haina befand. Er verlangt sogar, dass die Burg geschleift werden soll. Doch in einer kurzen Friedensphase 1348 verkaufte Heinrich II. die Burg an eben dieses Kloster.
Später wechselte die Burg immer wieder seine Besitzer bzw. Verwalter, die vom Kloster ernannt wurden. 1527 schloß sich Hessen der Reformation an und wurde protestantisch, der Kloster Haina wurde säkularisiert, und die Burg Hessenstein ging zurück an die hessischen Landgrafen. Und sie hat es unbeschadet überstanden. Dort befand sich das offizielle Amt, das von einem Rentmeister angeführt wurde. Auch den Dreißigjährigen Krieg ist die Burg überstanden, obwohl die bayerischen Armeen sämtliches Vieh und die komplette Möbeleinrichtung mitgehen lassen haben. Im Jahr 1860 beschwerten sich die Verwalter, dass es in der Burg weder Tische noch Stühle gibt – bis auf die, die an den Fußboden genagelt waren 😀
1790 wurde die Burg restauriert, da sie inzwischen etwas marode geworden war. Den oberen Teil (einen Fachwerk-Überbau mit kleinen Türmen) hat man weggemacht und einen Dach aufgesetzt, den die Burg jetzt auch hat. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts siedelte sich hier der Oberförster an. Und im Jahre 1922 wurde hier die erste Jugendherberge in Hessen eröffnet. 1942 hat ein Brand einen Fachwerkanbau vernichtet, er wurde drei Jahre später wieder aufgebaut.
Und nun kommt es mal wieder zu einer Renovierung, diesmal im Jahre 1967, in Folge derer eines der Gebäudeflügel bis zur Unkenntlichkeit verunstaltet wird. Auf dem Nordostflügel wird das Dach komplett abgerissen und ein häßlicher Betonklotz als zusätzliche Etage draufgepackt. Die Burg ist den Landgrafen, den Bischöfen, und den Landsknechten entwischt, doch alles hat ein Ende – durch die Architektoren! Doch es gab dann doch noch ein zweites, gutes Ende: diese Abartigkeit wird 1984 mehr oder minder geschickt liquidiert: der Betonklotz wird mit Schiefer verkleidet und ein Giebeldach wird draufgesetzt. Seit 2008 gehört die Burg dem Hessener Naturschutzbund.
Auf diesem Foto kann man besonders gut den Klotz rechts erkennen, der nun ganz mit Schiefer verkleidet ist.
Wir haben versucht, viele Fotos zu machen. Die Burgeinfahrt.
Gleich daneben wächst auf einem Hang eine Ctulthu-Eiche.
Der Innenhof. Rechts das Hauptgebäude der Burg.
Die Fassade mit den Wappen der Burg (unten).
Im Hof befindet sich ein Grillplatz sowie ein riesiges Schachspiel,
sowie ein Anbau, in der sich ein großer Saal sowie eine Kantine befindet.
Über die breite Treppe, die entlang der Fassade verläuft, erreicht man den Innenhof der Burg.
Dieser ist zum Teil ebenfalls durch Betonklötze verunstaltet.
Eine alte Tür.
An einer Eule konnte ich nicht vorbei, ohne ein Foto zu machen!
Eine seltsame Ausbeulung – hier war früher bestimmt etwas!
Wenn man den Hof verläßt, kann man zum Pförtnerhäuschen über dem Tor hoch laufen.
Dieses Häuschen, ebenso wie die Fassade, ist seit dem 14. Jahrhundert erhalten geblieben.
Da kann man links abbiegen und die Burg zum Teil umrunden.
Hier trifft man keine Seele an, und alles sieht sehr geheimnisvoll aus.
Man könnte erwarten, dass gleich um die Ecke irgendein Burggraf daherkommt. Auch wenn er bestimmt nicht so aussieht, wie auf dem Gemälde in einem der Burgräume. 🙂
In so einem Zimmer haben wir in der Burg gewohnt. Man erinnert sich gleich an die Kindheit. 🙂
Na und als Letztes: in der Burg findet man überall ausgestopfte Tiere und Vögel aus der Gegend. Am sympathischen sah für mich dieser Taubentaucher aus. Obwohl ich sie viel lieber in freier Natur gesehen hätte – ich mag keine ausgestopften Tiere.
Danke für diesen tollen Bericht! Da konnte man die Burgführung virtuel nachholen!
Danke Dir! 🙂
Über Burg Breuberg habe ich auch einen Bericht im vorigen August geschrieben, nur nicht beim DTG-Forum gepostet. :))