Die Geschichte der Juden von Köln ist so spezifisch, dass sie einen gesonderten Beitrag verdient. Hier möchte ich von der Kölner Synagoge an der Roonstraße erzählen, die wir bei einer Führung besucht haben.
Die Synagoge ist der Ort für öffentliche Gottesdienste und das Herzstück des jüdischen Gemeindelebens. In Köln wurde im 19. Jahrhundert zunächst eine konservative Synagoge im mauritanischen Stil an der Glockengasse erbaut. Sie wurde 1861 geöffnet und während des Novemberpogroms der Nazis im Jahre 1938 völlig zerstört.
Nachdem die Synagoge in der Glockengasse zu klein für die vielen Gemeindemitglieder wurde, wurde die Entscheidung gefaßt, noch eine zu bauen. Und so wurde die liberale Synagoge in der Roonstraße im Jahr 1899 eröffnet.
Auch sie wurde 1938 nicht verschont; und während des Zweiten Weltkriegs wurde sie ernsthaft beschädigt. Nach dem Krieg setzte sich der Kanzler der BRD, Konrad Adenauer dafür ein, sie wieder herzurichten. 1959 wurde sie neu eröffnet – man muss sagen, in einer recht gespannten Atmosphäre. Damals äußerte sich der Rabbiner der Kölner Judengemeinde in einem Interview: „Wir werden geduldet. Das ist alles.“ Und drei Monate nach Neueröffnung wurde die Synagoge mit Hakenkreuzen und Schmierereien „Juden raus!“ geschändet.
Daher wundere ich mich nicht sonderlich, dass die jüdische Gemeinde von Köln (insgesamt ca. 5000 Menschen) zu 95% aus den Auswanderern aus der ehemaligen UdSSR und Russland besteht – das heißt, der jüdischen Emigration der 90er und 2000er.
In der Kölner Synagoge gibt es eine kleine Ausstellung mit den Exponaten der jüdischen Gemeinde und zum Teil aus dem Stadtmuseum von Köln.
Chanukkia, eine besondere Leuchte, die in jüdischen Häusern zum Chanukka-Feiertag angezündet wird. Die 8 kleine Löwen unten sind Öffnungen für die Dochte. Sie werden durch eine große Kerze angezündet, die oben links befestigt wird. Rechts oben ist ein Ölbehälter. Diese Chanukkia wurde in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts aus vergoldetem Silber hergestellt.
Das Behältnis für die Besamim, die Gewürze, die am Ende des Sabbats eingeatmet werden. In Deutschland sind es meistens Nelke oder Zimt.
Auch war es früher Brauch, beim Ende des Sabbats zwei Kerzen anzuzünden. Jetzt ist es häufig nur eine Kerze, aber mit doppeltem Docht.
Eine spezielle Tasche zum Aufbewahren von Matze zum Pessachfest.
Nach der Besichtigung der Mini-Ausstellung wurden wir in den Gebetssaal eingeladen.
Männer dürfen sich nicht in der Synagoge ohne Kopfbedeckung aufhalten. Wer also keine eigene Kippa (jüdische Kopfbedeckung) dabei hat, kann für die Dauer des Aufenthalts eine an der Garderobe ausleihen.
Bevor man in den Gebetssaal eintritt, muss man durch die Vestibüle, um sich auf das Gebet einzustimmen und die weltlichen Gedanken zu vertreiben. Vor dem Eingang in den Gebetssaal muss es unbedingt einen Waschbecken zum Händewaschen geben.
Die Struktur einer Synagoge ist im Grunde genommen einheitlich: ein gemeinsamer Raum, meistens in Rechtecksform.
In einer Synagoge muss es Fenster geben, damit der Mensch unbedingt den Himmel sehen kann. Außerdem darf es dort keine Abbildungen von Menschen geben.
Die Frauen sitzen in einer Synagoge getrennt von den Männern – damit die Betenden sich nicht vom Weltlichen ablenken lassen. Eine Ausnahme gibt es für die liberalen Gemeinden, wo es den Männern und Frauen erlaubt ist, zusammen zu sitzen – allerdings ist die Gemeinde dieser Synagoge nach dem Krieg orthodox geworden, deswegen sitzen die Frauen nun oben.
Damit ein Gottesdienst stattfinden darf, muss ein Quorum von zehn über 13 Jahre alten Männern erreicht werden.
Die Gottesdienste in der Synagoge bestehen aus Gebeten, Psalmen und dem Lesen aus der Thora (die fünf Bücher Mose bzw. das alte Testament). Gebetet wird im Stehen oder im Sitzen. In der Synagoge an der Roonstraße gibt es sogar persönliche namentlich gekennzeichnete Plätze. Emigranten aus Russland legen sich solche Plätze aber nicht zu, wie uns erzählt wurde – sondern sitzen da, wo gerade Platz ist.
Im Zentrum der Synagoge gibt es eine Erhöhung, die „Bima“ genannt wird. Neben der Bima müssen zwei Menoras (siebenarmige Leuchter) stehen.
Von der Bima wird die Thora vorgelesen; dorthin führen Stufen hinauf zum Lesepult, von dem der Vorbeter, genannt „Chasan“ (oder „Kantor“), das Gebet führt; ebenfalls dort steht der Tisch für die Thora-Rolle. Der Chasan betet nicht für die Gemeinde vor Gott, sondern mit der Gemeinde. Auf diesem Foto steht unser Führer durch die Synagoge im weißem Hemd am Lesepult.
Die Seite gegenüber vom Eingang muss in Richtung Jerusalem zeigen, also nach Osten. Die Juden sind beim Gebet mit dem Gesicht in diese Richtung zugewandt. An dieser Wand steht der „aron ha-kodesh“: der Thoraschrein, ein Schrank, wo die Thorarollen aufbewahrt werden. Manchmal, wie in der Kölner Synagoge, ist es bloß eine Nische. Der Nischenschrank wird mit einem besonderen Gewand, dem „Parochet“, verhüllt, der mit Silber und Gold bestickt ist.
Über dem Schrein befindet sich der „Ner tamid“, ein „Ewiges Licht“.
Neben dem Thoraschrein sitzen die Gemeindeältesten mit dem Gesicht zur Gemeinde.
Die Thora-Rolle wird feierlich aus dem Schrein geholt und es werden Gläubige aus dem Saal aufgerufen, um Teile daraus zu lesen. Nach der Tradition darf man beim Lesen die Rolle nicht berühren, deswegen bedient sich derjenige, der daraus liest, eines speziellen Lesezeiger namens „Jad“. Das bedeutet „Hand“ auf Hebräisch.
Manchmal wird während des Gottesdienstes in einen Schofar geblasen – ein rituelles jüdisches Musikinstrument aus einem Tierhorn. Das passiert beispielsweise zu Rosch-ha-Schana (jüdisches Neujahr) und zu Jom Kippur (Versöhnungstag). Dieser Schofar und Jad wurden bei Ausgrabungen in der Kölner Innenstadt gefunden.
Erst nach dem Verlassen des Gebetssaals habe ich die Eingangstür bemerkt – sie hat einen sehr schönen Türgriff in Gestalt von Trauben.
Und über die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Köln werde ich noch erzählen.
Вот теперь все видно. Красивая синагога!